Lasslop, Anni
Lehrerin
Geb. 22.08.1951 in Bad Reichenhall
Gest. 10.03.2013
Am 22. August 1951 begann sich die Welt für Anni Schmelzer zu drehen. Sie kam in Bad Reichenhall als erstes von drei Kindern zur Welt. Schon als kleines Mädchen zog sie jedoch mit den Eltern nach Rottweil und wuchs dort auf.
Sie kümmerte sich bereits als junges Mädchen um ihren jüngsten Bruder. Nach dem Abitur studierte sie an der PH in Freiburg, um Lehrerin zu werden. Das war für sie ein Beruf, in dem sie viele junge Menschen würde prägen können und Chancen für sie eröffnen könnte. Und auch während des Studiums engagierte sie sich politisch und auch sozial.
Die ersten Berufsjahre waren nicht leicht. Sie musste sich erst in die fremden Fächer einarbeiten. Manchmal fährt das Karussell des Lebens nicht nur gemütlich im Kreis. Oft hat es etwas von einer Berg- und Talbahn. Mit großer Willenskraft kämpfte sie sich auch durch die schwierigeren Zeiten der ersten Jahre. Und sie liebte ihren Beruf und so schrieben auch die Kollegen der hiesigen Schule ihr in den Nachruf: "Sie war mit Leib und Seele Pädagogin".
Gegen Ende des Studiums bereits lernte sie 1974 den Elektriker Gerd Lasslop aus Geislingen an der Steige kennen. Sie unternahmen viele Ausflüge mit dem Motorrad, bis sie später sogar selbst den Motorradführerschein machte. Am 17.September 1976 heirateten sie und bald folgte sie ihrem Mann nach Fridingen. Und als die Töchter Jana und Katja auf die Welt kommen, ziehen sie in das Haus in der Panoramastrasse um, wo Anni Lasslop bis zu ihrem Tod zu Hause war.
Auch als sie die Diagnose Hirntumor bekommt, fällt ihr Karussell nicht aus der Verankerung, gerät es nicht aus der Bahn, sondern kann sich weiterdrehen. Sie kann lange ihren vielseitigen Interessen nachgehen. Sie ist sehr naturverbunden und geht im Winter Skifahren, macht große Radtouren, geht Wandern. Sie hat mit befreundeten Familien (auch aus der Fridinger Mutter-Kind-Gruppe) eine Familiengruppe bei den Naturfreunden ins Leben gerufen. Über viele Jahre war sie eine sehr interessierte Fördererin der Gesammelten Aufsätze zur Fridinger Geschichte, die sie auch bei Ihrer Arbeit als Lehrerin in der Schule immer wieder gerne einsetzte. Außerdem strickt und näht sie gerne und die Musik ist ihr wichtig. Sie singt zur Gitarre und geht lange in den Projektchor. Viele Familienurlaube haben Sie miteinander in Bildern festgehalten, zu denen auch die Fahrten nach Ungarn gehörten, wo Anni den Wurzeln ihrer Eltern auf der Spur war, die von dort vertrieben wurden.
Auch wenn sie schon 2002 den Lehrerberuf aufgeben musste und in Frührente ging, konnte sie all diese anderen Dinge noch lange tun und wichtige Freundschaften sind ihr dadurch auch entstanden.
Vor drei Jahren schließlich war es als würde das Karussell ihres Lebens an Fahrt verlieren. Es wurde eine Bestrahlung notwendig. Seither musste sie wegen Gleichgewichtsstörungen an Krücken gehen. Der Tumor ließ auch ihr linkes Auge erblinden. Seit letztem Frühjahr brauchte sie einen Rollstuhl. Beim Sprechen verwechselte sie zunächst nur Worte, zuletzt konnte sie sich nicht mehr mit Sprache ausdrücken. In den letzten 4-5 Wochen konnte sie immer schlechter essen . Lange hat sie sich mit großer Willenskraft die Eigenständigkeit erhalten.
Am 10. März 2013 in der Mittagszeit starb sie. Sie wurde 61 Jahre, 6 Monate und 19 Tage alt. Die Fahrt war hier zu Ende. Das Karussell steht nun still. Es waren 61 Jahre voller Engagement. Sei es ihr politisches und soziales Engagement in ihrer Studienzeit, sei es ihr Engagement für ihre Schüler, sei es ihr Engagement bei den Naturfreunden oder die Teilnahme bei Demonstrationen und Menschenketten. Jede Entscheidung, die sie als Mutter für ihre Kinder getroffen hat, die Art wie sie Ehefrau war und ihre warmherzige Art, die sie den Menschen gegenüber hatte. Sie hat die Welt in der Sie leben mitgestaltet und sie verändert.
Als sie selbst nicht mehr viel tun konnte, war die Musik immer wichtiger geworden. Der Besuch von Freundinnen, mit denen sie erst noch singen konnte. Später hat sie mitgesummt. Und auch ihre Cds hat sie angehört. Am 10. März hörte sie eine CD von einer Band, die sie immer wieder gehört hat in dieser Zeit. Die Band Haindling mit ihrem Lied Karussell.
(Aus der Traueransprache von Yvonne Sigloch, Dipl. Theologin)