Bewegte Geschichte des Fridinger St. Annafestes
Im Jahr 1850 ist schließlich erstmals ein Umschwung festzustellen, das Annafest war zwar offiziell noch nicht erlaubt, wurde aber stillschweigend geduldet. Pfarrverweser Dominikus Mogger notiert im Verkündbuch unter dem 21. Juli 1850:"Am nächsten Sonntage wird zu Ehren der heiligen Mutter Anna wieder ein feierlicher Gottesdienst in der Weise gehalten werden, daß man sich um 9 Uhr, wo zusammengeläutet wird, in der Pfarrkirche versammelt, von da aus in feierlicher Prozession mit dem Allerheiligsten in der Monstranz in die Kapelle zieht, dort Predigt und Hochamt hält und sodann das Allerheiligste wieder in feierlicher Prozession in die Kirche zurückträgt. Hoffentlich wird alles in bester Ordnung ablaufen, sonst wäre für die Zukunft eine Wiedereinstellung dieses Festes zu befürchten."
Ganz offensichtlich stand die Genehmigung für die Feier des St. Annafestes auf sehr wackeligen Beinen, sonst hätte der Ortsgeistliche die Fridinger nicht so ängstlich und eindringlich ermahnt und zur Ruhe aufgefordert.
Das Annafest wurde nicht mehr eingestellt. Am 8. Mai 1859 gab Pfarrer Johannes Baptist Lehner nach dem Gottesdienst in der Kirche bekannt, daß das Annafest wieder wie früher gefeiert wird. Es errang anscheinend schnell wieder überregionale Bedeutung, denn am 22. Juli 1866 verkündete Stadtpfarrer Lehner: "Am nächsten Sonntag wird das Annafest wie bisher feierlich gehalten. Der Gottesdienst ist, da doch viele Fremde kommen, um 9 Uhr."
Am 27. Juni 1869 beschlossen der Kirchenkonvent und der Stiftungsrat gemeinsam, das Dekanatsamt zu ersuchen, dass das Annafest, das jährlich am Sonntag nach dem Annatag mit Predigt, Amt und Aussetzung des Allerheiligsten in der Pfarrkirche gefeiert werde, wieder wie früher in der Annakapelle gefeiert werden dürfe.
Am 6. Juli 1869 unterzeichnete Generalvikar Oehler in Rottenburg die offizielle Erlaubnis, das Annafest wieder in der gewohnten Form in der Kapelle zu feiern, was sich bis heute nicht geändert hat.
Mit spürbarer Freude notierte Stadtpfarrer Lehner in der Pfarrchronik: "Das Sankt-Anna-Fest wurde heuer, im Juli 1869, wieder gefeiert wie vor der Säkularisation der Klöster und der Aufhebung des Kaiserreiches. Der Stadtpfarrer Johann Baptist Lehner gab eine Bittschrift an das Hochwürdige Generalvikariat in Rottenburg ein, um die Erlaubnis, dieses Fest in der Capelle zu feiern. Die Erlaubnis wurde gegeben. Nun am Sonntag, den Tag vor dem Anna-Fest rückte Morgens 4 Uhr das Bürger-Militär mit Musik aus, zur Tagwache. Um 9 Uhr war die feierliche Prozession mit dem Hochwürdigsten Gut von der Pfarrkirche in die Kapelle, wie am Fronleichnamstag, sofort wurde nun die Predigt, dann das Amt gehalten. Hernach wurde das Hochwürdigste Gut wieder in Prozession in die Pfarrkirche zurückgetragen. Es war ein sehr schönes Fest, sehr viele Fremde, wie vor Alters, wohnten der Festlichkeit bei."
Das Fest erfuhr dann lediglich einige kleine Änderungen und Erweiterungen. Im Jahr 1932 wurde das Annafest unter Stadtpfarrer Alfons Epple auf zwei Tage ausgedehnt und zum ersten Mal mit Aussetzung des Allerheiligsten in der Kapelle und der Sakramenten-Prozession am Sonntagmorgen begangen.