Alte und neue Fridinger Hausinschriften - Ortsgeschichte
Ortsgeschichte
An unsere reiche Stadtgeschichte erinnert natürlich in erster Linie der überdimensionale österreichische Doppeladler am sogenannten “Hagenstall” (Zehntscheuergasse 4), der ehemaligen herrschaftlichen Zehntscheuer mit der Jahreszahl 1764 im Brustschild.
Er vergegenwärtigt eine wichtige und lange Epoche unserer Stadtgeschichte. Der Doppeladler weist darauf hin, dass Fridingen von 1381 bis 1806 zu Österreich gehörte.
An zwei sehr wichtige städtische Einrichtungen, nämlich die Stadtmauer und die Stadttore, wird am westlichen Giebel des “Scharfeck” erinnert, es heißt dort:
Hier schützten Wehrgang und oberes Tor
die Stadt gegen Norden.
Früher war ein Spruch im “Süßen Winkel” am Gebäude Am unteren Tor 6 (“Leo-Hans”) an der westlichen Hausfront angebracht. Er erinnerte daran, dass dieses Haus beim Fliegerangriff am 25. Februar 1945 von zwei Blindgängern getroffen worden war. Er wurde im Jahr 1991 übermalt.
Ein ganzes Fridinger Geschichtsbuch öffnet sich beim Lesen der einzelnen Inschriften an der Südfront am “Scharfeck” (Am oberen Tor 3, Hans Bucher):
Erbaut vor längst vergangnen Zeiten,
Wohnten schon Hunderte in meinen Weiten.
Wohl fünfzig Herren nannten ehedem mich mein,
Aber keiner blieb - sie gingen hin,
kehrten nie mehr ein.
Ich barg schon Frieden, stilles Glück,
schon Zwietracht, Armut, Mißgeschick!
Und fragst Du mich, wie alt ich sei -
Manch Ritter zog an mir vorbei.
Dem Zoller Nellenburger war ich pflichtig-
Aber lange nahm der Hohenberger den Tribut richtig
Ich sah des schwarzen Todes grause Hand
hinmorden der Bürger,
daß nur sieben noch der Stand.
Vor Hunger und Kriegsnot rang mancher die Hände.
Auch schlugen die Flammen schon an diese Wände.
So bin ich geworden endlich nun alt;
und gebeugt ist meine einst schöne Gestalt.
Doch durft ich noch schauen die neuen Zeiten,
Die Kinder des Dampfes und forschenden Leuten.
Nun tönet bei mir manch munterer Sang.
Es freun sich die Bürger beim Becherklang.
Und nun gab mein Herr mit eigener Hand
Mir auch noch ein neues Gewand.
Gott woll ihm Glück und Segen schicken
und Zeit, daß er`s noch lang kann flicken.
Anno Domini 1901