Die Redolf-Krippe in Fridingen - Die Krippe
Die Rechnung für die gesamte Krippendarstellung belief sich schlussendlich auf 802 Mark, da Valentin Redolf aus heute unbekannten Gründen eine Figur weniger als dies ursprünglich im Vertrag vereinbart worden war, geliefert hatte. Die angelieferte Weihnachtskrippe umfasste das imposante Stallgebäude mit den Maßen: 2,90 Meter breit, 1,60 Meter hoch und 90 Zentimeter tief, dabei waren am Turm zwei Tauben und oben am Stall der Stern für insgesamt 120 Mark und dazu 32 holzgeschnitzte und farbig gefasste Figuren: ein Gloria-Engel zum Preis von 38 Mark, ein schreitender Engel für 20 Mark; Josef und Maria, 45 Zentimeter hoch, je 38 Mark; das Christkind in der Krippe 15 Mark; vier Hirten, 45 Zentimeter hoch, je 38 Mark; eine Hirtenfrau, 45 Zentimeter hoch, 38 Mark; ein Hirtenknabe, 27 Mark; ein Hirten-Mädchen 24 Mark; die hl. drei Könige, 45 Zentimeter hoch, je 38 Mark; zwei Diener 45 Zentimeter hoch, je 38 Mark; ein Schleppenträger 28 Mark; ein Ochse 10 Mark, ein Esel 10 Mark, ein Elefant 18 Mark, ein Kamel 18 Mark, ein Hund, eine Ziege, drei große Schafe und vier kleine Schafe je zwei Mark, zusammen 18 Mark, Summa 802 Mark.
Die Figuren der Fridinger Krippendarstellung wurden im damals üblichen „Nazarener-Stil“ geschaffen, die Krippe selbst fällt unter die Kategorie „Heimatkrippe“. Das heißt, das Stallgebäude ist unverkennbar der Architektur der oberschwäbischen Region, dem heimatlichen Lebensraum des Künstlers, entlehnt. Es entspricht nicht dem Baustil und auch nicht den Baustoffen des Originalschauplatzes im Heiligen Land.
Das ausladende Gebäude der Fridinger Weihnachtskrippe ist als Teil oder eher als trauriges Überbleibsel eines vermutlich sehr bedeutenden großen Gebäudes dargestellt. Vielleicht sogar einer ehemaligen Burganlage. Der untere Teil eines großen runden Turmes, der von seinen Proportionen her zwar nicht ganz ins Bild passen will, und der große Torbogen rechts vom Stall mit den dahinter liegenden beeindruckenden Reststücken einer imposanten Hausmauer, darin der Ansatz eines großen Fensters, deuten darauf hin.
Das ruinöse Gebäude entspricht damit sogar in zweierlei Hinsicht der reichen und vielfältigen Krippensymbolik. Zum einen zeigt es den Gegensatz zur intakten Herberge auf, die das Paar eigentlich gesucht hatte, zum anderen erinnert es eindrücklich an die Vergänglichkeit von Reichtum und irdischer Macht und damit auch letztendlich an die Hinfälligkeit des Menschen.
Die Figuren der Krippe sind alle sehr fein und ausdruckstark gearbeitet und zeugen beeindruckend vom großen Können ihres Meisters. Das Kind in der Krippe hat, schon in Anlehnung an seinen späteren Tod am Kreuz, die Hände weit ausgebreitet.
In den späten 1950er Jahren ließ der damalige Fridinger Stadtpfarrer Arnold Vogt die Weihnachtskrippe durch einen Mechaniker aus Ulm mit mechanischen und akustischen Zusätzen umbauen und um einen Brunnen mit fließendem Wasser erweitern. Der Turm wurde zum Glockenturm umfunktioniert. Die untere Tür wurde entfernt, dort steht jetzt in einem offenen Torbogen ein kleiner geschnitzter Engel, der das Glockenseil zieht, oben im Turmfenster darüber sieht man die Glocke schwingen.
In die Rückwand des Krippenstalles wurden zwei bewegliche Fenster eingesetzt, durch die auf schönen weißen Wattewolken zwei kleine Engel mit Musikbegleitung in den Stall fast genau über das Jesuskind in der Krippe nieder schweben. Das alles sehr zur Freude der Kinder, die immer wieder staunend das kleine Schauspiel bewundern und dann hartnäckig ihren Eltern helfen, das lästige Kleingeld loszuwerden. Das flackernde Lagerfeuer kam in den 1970er Jahren dazu.
Anfänglich kostete der Glockenengel im Turm zehn Pfennig, die schwebenden Engel im Stall 50 Pfennig, was Ende der 1950er Jahre bestimmt viel Geld war. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass manch einer mit allerhand Tricks versuchte, die Krippenengel ohne Geldeinwurf zum Laufen zu bringen. Der frühere Mesner Fidel Hermann hat öfters alte Frauen beobachtet, die ihre Haarnadeln zückten und versuchten, damit den Geldschlitz zu manipulieren. Sie konnten so tatsächlich immer wieder den Geldeinwurf umgehen und, sehr zur Freude (aber nicht zum guten Vorbild!) ihrer Enkelkinder, so den Mechanismus auslösen. Die bislang einzige Preiserhöhung für die Fridinger Krippe wurde dann gleichzeitig mit der Umstellung von Mark auf Euro durchgeführt.
Wohl zeitgleich mit der Mechanisierung der Krippe wurde das Stallgebäude von Pfarrer Vogt um ein Strohvordach erweitert, das Holz-Gerüst dazu fertigte er selbst an, das ursprüngliche Strohdach hatten die in Fridingen stationierten barmherzigen Schwestern aus Untermarchtal hergestellt. Es ist inzwischen durch ein neues ersetzt worden. Von den ursprünglich 33 Figuren unserer Krippendarstellung sind im Lauf der Jahre zwei Schafe und der schwarze Hund auf ungeklärte Weise verschwunden.
Alle Jahre wieder baut Karl-Josef Hamma mit viel Geschick und mancherlei Improvisationstalent die große Weihnachtskrippe in der Fridinger Pfarrkirche auf. Er macht das eigenverantwortlich seit nahezu 40 Jahren. Schon ab 1971 durfte er als gerade mal elfjähriger Ministrant Stadtpfarrer Arnold Vogt beim Aufbau der Weihnachtskrippe unterstützen. Für Pfarrer Vogt war der Krippenaufbau immer eine sehr wichtige Sache, die er am liebsten selbst durchführte. Er achtete streng auf äußerst vorsichtige und pflegliche Behandlung der Figuren und des Stalles, der ebenfalls aus mehreren Teilen besteht. Deshalb sieht man ihnen bis heute ihr hohes Alter kaum an.
Auch die Auswahl der Materialien zur Krippendekoration überließ Pfarrer Vogt nicht einfach so dem Zufall. Um das Moos, das er zum Aufbau der Krippe benötigte, zu sammeln, fuhr er jedes Jahr extra in den Schwarzwald, weil das Moos dort wesentlich schöner und weicher gewesen sei als das hiesige. Die Wolken, auf der die beiden Engelchen in den Stall schweben, umwickelte er jedes Jahr neu mit Watte, aber natürlich mit einer ganz bestimmten Marke. Um dem ganzen noch eine natürlichere Note zu geben, verbrannte er Holz, weihte die Asche und bestreute damit die Wolken.
Als Pfarrer Arnold Vogt merkte, dass Karl-Josef Hamma handwerklich sehr talentiert und geschickt ist, überließ er ihm nach einigen Jahren den Aufbau der Krippe komplett. Dem früheren Mesner Fidel Hermann war es immer vorbehalten, ganz am Schluss des Aufbaus das Christkind in die Weihnachtskrippe hinein zu stellen, was für Fidel Hermann immer nicht nur eine wichtige Handlung war, sondern auch eine Ehre darstellte.