Die Redolf-Krippe in Fridingen
Autor: Wolfgang Wirth
Veröffentlicht in: Gesammelte Aufsätze zur Fridinger Geschichte Band 29
Kaum ein Ereignis der Weltgeschichte wurde in der bildenden Kunst so oft dargestellt und hat zu allen Zeiten Generationen von Künstlern in unterschiedlichster Weise so intensiv inspiriert wie die Geburt Jesu.
Als literarische „Vorlage“ dazu dienen die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas. Sie stellen ihrer Darstellung des Lebens Jesu jeweils eine Vorgeschichte voraus, die als Grundlage für die Krippendarstellungen dient. Der Kerntext findet sich im Lukasevangelium:
„So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“ (LK 2,4-7).
Die Einzelheiten der Erzählung weichen in diesen beiden Evangelien jedoch grundlegend voneinander ab. Die allermeisten Krippendarstellungen kombinieren beide Darstellungen, wenn sie nacheinander die Hirten (nach Lukas) und dann die Sterndeuter, Magier, Weisen oder „die heiligen drei Könige“ (nach Matthäus) auftreten lassen. Der Heilige Franziskus von Assisi (1181-1226), so heißt es offiziell, habe im Jahr 1223 in einer Felsgrotte in einem Wald bei Greccio zum ersten Mal die Geburt Christi mit Krippe und Ochs und Esel, aber noch ohne die heilige Familie, gefeiert. Für Deutschland errichteten die Jesuiten im Jahr 1601 die erste Krippe in Altötting, und sechs Jahre später folgte mit St. Michael in München ein weiteres Gotteshaus. In der Barockzeit erlebte die Weihnachtskrippe in Kirchen und beim Adel eine erste Blüte.
Im Zusammenhang mit der Aufklärung Ende des 18. Jahrhunderts und der Säkularisation gab es in verschiedenen Regionen drastische Krippenverbote. Fridingen, damals bis 1803 zu Vorderösterreich gehörig, unterlag damit auch dem 1782 erlassenen Edikt von Kaiser Joseph II., der mit seinen Brauchtumsreformen auch das Aufstellen von Weihnachtskrippen in Kirchen im gesamten österreichischen Herrschaftsgebiet prinzipiell verbot. Diese Verbote wurden zwar in der Zeit um 1825 alle wieder aufgehoben, aber sie hatten zwischenzeitlich doch schon dazu geführt, dass die Menschen die ehemaligen Kirchenkrippen nicht wie dies zunächst befohlen war zerstörten, sondern sie hinter dem Rücken der Obrigkeit heimlich in den Nachbarhäusern der Kirchen aufbauten. Damit legten sie ungewollt den Grundstein für die rasante Entwicklung der Hauskrippe. Dadurch verlagerte sich die Krippenkultur vom öffentlichen Raum immer mehr in den privaten Bereich und als die vielen Krippenverbote - nicht zuletzt durch das ständige Aufbegehren des Volkes – schließlich wieder aufgehoben wurden, hatte die volkstümliche Tradition der Hauskrippe bereits festen Fuß gefasst. Ab dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 gesellte sich zu der häuslichen Krippe auch der Weihnachtsbaum hinzu.
Ob unsere jetzige Krippe die erste in der Fridinger Pfarrkirche war, ist nicht bekannt. In den nur lückenhaft erhaltenen Rechnungsbüchern der katholischen Kirchengemeinde finden sich bis zum Jahr 1782 keinerlei Hinweise auf den Kauf oder die Reparatur einer Weihnachtskrippe. Lediglich im Rechnungsjahr 1790/91 ist erwähnt:
„Vor das Christkindtlein zusammengemacht und ausgebeßert, sambt einen Schein vergüldt – weil aber der Heilig so arm ist, so mache ich nur das Helfste á 24 Kreuzer, 23. Xbris 1791 Antony Hama, Mahler“.
Das heißt übersetzt, dass der Fridinger Maler Anton Hamma die Christkindleinfigur der Kirchengemeinde, die eine Einzelfigur und damit sicherlich nicht Teil einer Krippe war, renoviert und ihren Heiligenschein vergoldet hat. Dafür hat er, weil die Kirchenpflege damals so verarmt war, mit 24 Kreuzern nur die Hälfte seines tatsächlichen Aufwandes in Rechnung gestellt. Die Quittung ist ausgestellt am 23. Dezember 1791.
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