Brand auf Schloß Bronnen
Autor: Alfons Bucher
Veröffentlicht in: Gesammelte Aufsätze zur Fridinger Geschichte Band 4
Am 23. Dezember 1946 hatte die Fridinger Feuerwehr ihren ersten großen Einsatz nach dem Zweiten Weltkrieg. Alfons Bucher, der in der 1946 neu gebildeten Wehr am 27.März.1947 zum 1. Löschmeister bestellt wurde, erstellte über den Brand auf Schloß Bronnen einen genauen Einsatzbericht, der hier ungekürzt wiedergegeben wird.
23.12.1946, 9 Uhr 5 Minuten Alarmierung der Feuerwehr für den Einsatz auf Schloß Bronnen. 9 Uhr 30 Minuten abfahrt- und einsatzbereit mit 24 Mann. 12 Mann zu Fuß über die Berge in Marsch gesetzt. TS 8 mit Anhänger und dem nötigen Schlauchmaterial setzt sich mittels Zugmaschine und Transportwagen (Fahrgeschwindigkeit etwa 16 Kilometer pro Stunde) 9 Uhr 30 Minuten in Marsch. Weglänge zirka 12 km. Eintreffen der Wehr, die zu Fuß in Marsch gesetzt wurde, etwa 10 Uhr 20 Min. an der Brandstelle.
Lage beim Eintreffen der Wehr:
Dachstuhl abgebrannt. Decke des Saals durchgebrannt und eingestürzt. An der Stelle des offenen Kamins Decke in den 2. Stock durchgebrannt. Hohltäfer im Saal bereits durchgebrannt.
An der Brandstelle befanden sich bereits: Die freiw. Feuerwehr Tuttlingen mit Löschfahrzeug 15 (LF15 und 1 TS8 mit Geräte), Freiw. Feuerwehr Buchheim. Möbel und Einrichtungen waren bereits in Sicherheit gebracht. Von der frw. Feuerwehr Tuttlingen wurde automatisches Wasserpumpwerk in Stand gesetzt.
Von der frw. Feuerwehr Fridingen wurde vom Keller aus Kette gebildet und mit Wassereimer der Brand bekämpft und Schutt abgeräumt. Von den anwesenden Löschmeistern wurde weitere Zufuhrmöglichkeit erwogen und festgestellt, dass in dem Wasserreservoir des Gallushofes ca. 12 cbm. Wasser vorhanden waren. Höhenunterschied zur Brandstelle ca. 50 Meter, Weglänge ca. 600 Meter.
In einer Lagebesprechung mit dem anwesenden Herrn Kreisfeuerlöschinspektor Herrn Architekt Weber von Tuttlingen wurde festgestellt, dass wenn es gelinge, diese 12 cbm Wasser an den Brandherd zu bringen, das Weiterumsichgreifen des Brandes verhindert werden könne. Die Schlauchleitung nach dem Gallushof wurde in Vereinigung der Wehren Fridingen, Tuttlingen und Buchheim ausgelegt.
Die inzwischen eingetroffene TS8 von Fridingen wurde am Wasserreservoir an die Stelle der TS8 von Tuttlingen, die Ansaugstörungen zeigte, eingesetzt, da das LF15 von Tuttlingen nicht an die Wasserentnahmestelle herankommen konnte. Durch veraltetes Schlauchmaterial traten mehrere Schlauchdurchbrüche auf, die die Löscharbeiten wesentlich verzögerten, und den Verlust von bedeutenden Wassermengen zur Folge hatten. Mit dem noch auf diese Art an die Brandstelle gebrachten Wasser wurde der Brand sichtbar bekämpft, jedoch konnte nicht vermieden werden, dass die Decke in den 2. Stock in der Zwischenzeit durchbrannte.
Weitere Wasserzufuhrmöglichkeiten wurden erwogen und zwar durch Beifuhr von Wasser mittels Wasser- oder Jauchefässern von Buchheim und Beuron. Es wurde jedoch festgestellt, dass die Wegverhältnisse für diesen Zweck sehr ungünstig sind und die so herangebrachte Wassermenge nicht ausreichen würde, den Brand erfolgreich zu bekämpfen. 13 Uhr 40 Minuten war das Wasserreservoir des Gallushofes leer.
Ich beschloss, den letzten Versuch zu machen, Wasser an den Brandherd zu bringen und alarmierte 14.15 Uhr auf telefonischem Wege vom Jägerhaus aus die Feuerwehr Mühlheim und Beuron mit allen verfügbaren B-Schläuchen und ihren TS 8 und TS 12, um Wasser aus der Donau auf das Schloß zu bringen (Höhenunterschied ca 100 Meter). Den Höhenunterschied hoffte ich mit den 5 zur Verfügung stehenden Spritzen, nach dem Eintreffen der alarmierten Wehren zu bewältigen. Ich gab Befehl an die sich an der Brandstelle befindlichen Wehren, ihre Motorspritzen entsprechend des vorhandenen Schlauchmaterials und unter Beachtung der erreichbaren Druckhöhe in Stellung zu bringen und dann das Eintreffen der alarmierten Wehren abzuwarten.
15 Uhr 50 Minuten traf die freiw. Feuerwehr Beuron ein, deren Eintreffen durch Fehlen eines Kraftfahrzeuges verzögert worden war. 16 Uhr 10 Minuten traf die Feuerwehr Mühlheim ein. Beiden Wehren wurde sofort ihre Einsatzstelle zugewiesen. In der Lagebesprechung mit den anwesenden Wehrführern bzw. Löschmeistern, meldete Tuttlingen, dass durch die zugenommene Kälte der größte Teil der Schläuche zusammengefroren sei und deshalb nicht mehr einsatzfähig. Die hereinbrechende Kälte und die Nacht verhinderten unter den gegebenen Verhältnissen jede weitere Löscharbeit. Gegen 17 Uhr entliess ich die Feuerwehren Mühlheim und Beuron. 17 Uhr 45 Minuten etwa rückte Fridingen und Tuttlingen ab. Für die Nacht wurde eine Brandwache von 8 Mann gestellt.
Gegen 18 Uhr brannte die Decke vom 2. zum 1. Stock durch. Um dieselbe Zeit erstattete ich der anwesenden franz. Gendarmerie Bericht über die Lage. Etwa 18 Uhr 20 Min. erschienen 2 franz. Offiziere, die sich über die Lage erkundigten und sich dann nach Anhören des Lageberichts und den gegebenen Verhältnissen mit den getroffenen Maßnahmen einverstanden erklärten.
Die geretteten Möbel wurden unter Aufsicht von franz. Offizieren zum Teil auf Lkw verladen und nach Fridingen gebracht. Drei Feuerwehrleute der freiw. Feuerwehr zogen sich durch Fallen auf den vereisten Treppen bei der Löscharbeit leichtere Verletzungen zu.
Lage am Morgen des 24.12.1946:
Der Benzinvorrat beträgt noch etwa 20 Lt. und ist unsere TS 8 nur noch ganz kurze Zeit einsatzfähig. Benzin ist angefordert. Lagebericht wurde 16 Uhr an das Landratsamt und an Herrn Kreisfeuerlöschinspektor auf telefonischem Wege weitergegeben. 1.Stock ausgebrannt, Schutt und abgestürztes Gebälk liegt auf Kellerdecke, die bisher gehalten hat und dürfte eine Weiterverbreitung des Feuers nicht mehr erfolgen. Treppenhaus sowie Bad sind noch unversehrt.
24.12.1946, 7 Uhr morgens erstattet die Brandwache der Nacht vom 23. auf 24.12.46 Bericht zur Lage, aus dem hervorgeht, dass der erste Stock bis auf den Keller durchgebrannt ist. Kellerdecke hält, bis auf eine kleine Stelle, die abgedichtet werden konnte. Die Brandwache hatte noch ziemlich zu tun, um das Übergreifen des Feuers vom I. Stock auf das Treppenhaus zu verhindern.
Am 24.12.46 morgens 10 Uhr besichtigte ich mit einem Feuerwehrmann aus dem Baufach nochmals eingehend die Brandstelle. Entfernten brennende und abgestürzte Balken. Entfernten im dritten Stock noch Gebälk, das den Übergriff des Feuers, im Falle diese Balken nochmals zum Brennen kommen sollten, auf das Treppenhaus begünstigt hätte. Während dieser Tätigkeit stellte ich fest, dass das Kamin, welches bei unserem Eintreffen bereits zirka 10 cm aus seiner ursprünglichen Lage gewichen war, immer mehr aus der Lage entfernte. Gegen 12 Uhr stürzte das Kamin ein und durchschlug noch einen Teil der Nordseite des dritten Stocks. Der Keller hielt auch diesem Druck stand.
Die auf dem Kellergewölbe liegenden Balken und der Schutt wurden von dem eingestürzten Kamin zugedeckt. An zwei Stellen steigt noch leichter Rauch empor. Da das automatische Pumpwerk wieder in Ordnung ist, habe ich den Schlosswärter angewiesen, auf die von mir bezeichneten Stellen ein Augenmerk zu halten und dieselben von Zeit zu Zeit mit Wasser zu begiessen.
Ein Weiterumsichgreifen, resp. neu Aufleben des Feuers, das unter den Trümmern begraben liegt, durfte nach menschlichem Ermessen nicht mehr möglich sein. Die größte Schuttmasse liegt auf Felsengrund und belastet den Keller nicht. Gegen 14 Uhr verließen wir die Brandstelle mit der Überzeugung, dass ein weiterer Schaden nicht entstehen kann.