Der Umschwung nach dem Hitlerkrieg in Fridingen
5.Juni. Am frühen Morgen erscheinen 2 Autos (französisch) zu einer Razzia. Hausdurchsuchungen bei einzelnen PGs, Bauernführer und Musikinstrumente werden mitgenommen. (Bauernführer kommt am Sonntag wieder).
10.Juni. Einige Mädchen und junge Frauen müssen nach Hausen im Tal zur Bedienung der Franzosen.
11.Juni. Suchaktion nach einem vermißten Franzosen, der im Hammerwerk bei einer Freundin gefunden wird.
18.Juni. Elsa bringt die Nachricht, daß Max gestern auf der Durchreise den ganzen Tag in Tuttlingen war.
19.Juni. Freizügigkeit innerhalb der ganzen Kreises Tuttlingen.
28.Juni. Auf Anordnung der Gouvernements hat jede Haushaltung eine vollständige Herrenbekleidung abzuliefern.
Seit 25.Juni war Fridingen ohne Besatzung, aus den umliegenden Gemeinden kommen täglich Franzosen zum Requirieren, Fischen, Tanzen, besuchen ihre evakuierten Freundinnen.... Heute Mittag erscheinen einige Offiziere als Quartiermacher, die auch das Schulhaus wiederholt von unten bis oben besichtigen.
30.Juni. Zwischen 16 - 17 Uhr wird uns mitgeteilt, daß sämtliche Wohnräume und die Schulsäle als Büros benötigt werden - Möbel können stehen bleiben oder mitgenommen werden... Wir werden zu Witwe Spiegel (Amerik) eingewiesen. Die Räumung der Wohnung wird mit Hilfe einiger Nachbarn sofort in Angriff genommen, ein großer Teil der Möbel auf die Bühne geschafft. In der kritischen Stimmung sorgt der kleine Peter für Humor. Er erwischte in unserem Schlafzimmer ein Tintenfaß ohne besonderes Unheil damit anzurichten - nach dem Putzen setzt er sich in einem unbewachten Augenblick in den stehengebliebenen Putzkübel und planscht und jauchzt in der schwarzen Sauce!! Am Sonntagmorgen bringen die Franzosen, während wir noch mitten im Auszug stehen, bereits ihre requirierten Schreibtische (an den nächsten Tagen folgen Chaislongs, Clubsessel..) - Das Mittagessen wird vergessen. Da uns Frau Spiegel auch noch ein 4. Zimmer abtritt, wird die Unterkunft ausreichend. Zu Keller und Bühne im Schulhaus haben wir jederzeit Zutritt.
2. - 11.Juli: Im Schulhaus sind etwa 6 Offiziere und 20 Mann (ein Stab) eingezogen. Das Feuerwehrmagazin wird Garage für 5 Autos - Unsere Waschküche Reparaturwerkstätte, der untere Hof wird durch die Schüler mit Granitstein gepflastert zum Waschen der Autos. Auch der volle Holzschuppen soll geleert und Lagerraum für Benzin und Öl werden - Als Ausweg verpflanzt man die Schießbude vom Wendelstein neben den Holzschuppen. Im Schulhaus werden Telephonleitungen gelegt, im Hofe die TRICOLORE aufgepflanzt. Um 8 Uhr ist täglich Flaggenhissung, um 17 Uhr Einholung. Währenddessen müssen Passanten schweigend stehen bleiben, Männer den Hut abnehmen.