Der Umschwung nach dem Hitlerkrieg in Fridingen
27.4. Ausgangszeit wird von 7 bis 21 Uhr erweitert. Polnische Abteilungen ziehen heute und in den nächsten Tagen als Besatzung in benachbarte Heuberggemeinden. Tag und Nacht werden Streifen in die Wälder der Umgebung gesandt, um dort deutsche Soldaten aufzustöbern, häufiges Gewehrfeuer wird von dort gehört. Um 11 Uhr wird an der Risihalde Paul Frech aus Wurmlingen (geboren in Fridingen) erschossen. Er wollte sich nach Wurmlingen durchschlagen und dort melden. Nachmittags werden 100 deutsche Soldaten hier durch nach Tuttlingen transportiert ins Sammellager.
28.4. Etwa 700 deutsche Soldaten aus der Saulgauer? Gegend werden hier durch nach Tuttlingen transportiert. In dem dortigen Sammellager sollen über 20000 Gefangene sein, bei der großen Hitze und der schlechten Verpflegung sei die Sterblichkeit groß.? Von hier waren Vitus Zepf, Max Hipp und Feger Josef dort. Die Angehörigen warteten manchmal tagelang dort am Drahtzaun ohne sie zu erreichen.
Knupfers Schullokal wird von russischen Lagerresten geräumt und ich als Schulleiter bestellt.
29.4. OFW Rankl wird beim Neuhauser Flugplatz angeschossen und stirbt auf Bergsteig, wird am Mittwoch auf dem Heldenfriedhof hier beigesetzt. PG müssen ihre Marschierstiefel an die Polen abliefern. Diese und die Russen hatten in den 1. Tagen Binders Schuhlager ausgeräumt.
30. April 5. Polen räumen mein Schullokal.
1. Mai. 2 Marokkaner wollen unser Haus kontrollieren - sie haben es dabei hauptsächlich auf Uhren und Schmucksachen abgesehen. Auf der Straße nehmen sie Passanten gelegentlich solche ab. Weil ich mich weigere, das Schulportal aufzuschließen, legt einer sein Gewehr auf mich an. Ich weise darauf hin - daß das Haus bereits durch Polen kontrolliert worden sei und fordere sie auf, mit auf die Kommandantur zu gehen, worauf sie dann abbiegen. - Aus der Umgebung kommen täglich mit Autos weiße und farbige Franzosen hierher zum Requirieren: Fleisch, Butter, Hühner, Eier und Hasen..., die Fischerei betreiben sie hier wie die Polen, verwenden dabei Handgranaten, dehnen ihre Jagdleidenschaft auch auf Gänse und Enten aus, so daß es wochenweise fortdauernd kracht.
Manche evakuierte Frauen wenden ihre Gunst bald auch den Franzosen zu!
Tacitus würde sein Urteil über deutsche Frauen heute wesentlich anders fassen. Im Löwen und in der Sonne finden Tänzereien statt.!?! anschließend Nachtautofahrten..
In der 1. Maiwoche werden beide Lokale der Neuen Schule gereinigt und geweißt - am 7. Mai soll der Unterricht hier aufgenommen werden - am Sonntag Abend erhalte ich von Herrn Bürgermeister die Mitteilung, daß Geschäftseröffnungen und Schulbetriebsaufnahmen vorerst nicht stattzufinden haben.
Täglich kursieren die widersprechendsten Gerüchte über Tod der früheren Parteimänner - über Kapitulation der ganzen Wehrmacht oder einzelner Teile - Waffenruhe und dergleichen.