Bruder Werner Eberhard Ludwig Feger OSB
Geb. 16.10.1935
Gest. 09.12.2013 im Klinikum Tuttlingen, beerdigt auf dem Klosterfriedhof Beuron
Unser Mitbruder wurde am 16. Oktober 1935 in Fridingen geboren und erhielt drei Tage darauf das Sakrament der Taufe. Seine Eltern Josef Feger und Josefine, geb. Sattler, betrieben eine kleine Landwirtschaft, zusätzlich arbeitete der Vater im Nebenerwerb bei der Stadt Fridingen. An Geschwistern hatte Eberhard zwei ältere Brüder, es folgten noch ein Bruder und eine Schwester. Verursacht durch die Mangeljahre nach dem Krieg, erlitt der kleine Eberhard eine Rachitis, die für sein ganzes Leben Spuren zurück ließ und seine Statur prägte. Ab 1943 besuchte Eberhard die Volksschule in Fridingen und ab 1948 die Oberschule in Tuttlingen, die er aber nach der vierten Klasse verließ, um seinem Berufswunsch nachkommen zu können. Schon seit früher Jugend hegte er den Gedanken, sich im Priester- oder Ordensstand Gott ganz hinzugeben. Es gab viele Priester und Ordensleute in seiner Verwandtschaft. Seine Religiosität wurde gefördert durch das als vorbildlich erlebte christliche Familienleben, durch das gemeinsame Familiengebet, den monatlichen Sakramentenempfang und die regelmäßigen Besuche und Wallfahrten zu Fuß nach Beuron, bei denen er seine Eltern immer begleitete. Die feierlichen Gottesdienste in Beuron zogen ihn immer an. Er glaubte sich von der Gnadenmutter nach Beuron gerufen. Allerdings erwog er auch einen Klostereintritt bei den Benediktinern in Weingarten und bei den Redemptoristen in Gars am Inn. Schließlich drängte es ihn so sehr nach Beuron, dass er – erst 16 Jahre alt – am 1. Mai 1952 als Brüderoblate von Erzabt Benedikt Baur ins Kloster aufgenommen wurde. Dieses innere Drängen beschrieb er in seinem Lebenslauf mit dem Vers 4 aus Psalm 27: „Eines nur erbitt ich mir vom Herrn, nur das begehre ich, daß ich im Haus des Herrn darf weilen all meines Lebens Tage.“ An seiner Freude am klösterlichen Leben wollte Bruder Werner künftig jeden teilnehmen lassen.
Von Anfang an war Bruder Feger in der Schneiderei tätig, wo er bei Br. Philipp Honer das Schneiderhandwerk erlernte und am 10. Oktober 1955 in Sigmaringen die Gesellenprüfung mit „sehr gutem“ Erfolg und einer Auszeichnung ablegte. Das kanonische Noviziat begann er als Bruder Werner am 26. April 1953, es folgten die zeitliche Profess am 27. April 1955 und die Feierliche Profess am 1. Mai 1958 vor Erzabt Benedikt Reetz. 1962 besuchte Bruder Werner einen Zuschneidekurs in München. Selbstverständlich vervollständigte er seine Handwerkskunst durch die Meisterprüfung. Nebenbei betreute er 1958-66 als Präfekt die Brüderoblaten, die zur Ausbildung in verschiedenen Berufen den Meisterbrüdern anvertraut waren. Gerne nahm er als Schneidermeister an den Innungsversammlungen oder Freisprechungen der neuen Gesellen teil, oft auch angefragt als Festredner. Immer wieder wurde Bruder Werner gebeten, seine handwerklichen Kenntnisse an Mitbrüder oder Angestellte anderer Klöster weiterzugeben. Die letzte Anfrage nach Österreich musste er aber wegen seiner bereits schwindenden Kräfte absagen. Eine große Freude bedeutete es für ihn, zwei Mitbrüder aus dem eigenen Kloster als Schneider ausbilden zu dürfen. Dabei war ihm nicht nur die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten wichtig, noch mehr lag ihm am Herzen, seine Mönchslehrlinge menschlich und geistlich zu begleiten. So erfüllte ihn die berechtigte Hoffnung, dass sein geliebtes Handwerk in Beuron weiterlebt. Umso schmerzlicher traf es ihn dann, als einer nach dem anderen das Klosterleben wieder aufgab. Dass nun seine Nichte Marianne Feger die geliebte Schneiderei weiterführt, konnte er gerade noch rechtzeitig in die Wege leiten.
Bruder Werners Leben war in vielerlei Hinsicht reich beschenkt. Er selber sagte öfters von sich, sein Leben sei wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl! Sein Interesse war schier unbegrenzt. Davon zeugen seine Sammlungen von Stichen, Andachtsbildchen, Devotionalien, Schneidereiutensilien und vielem anderen. Jahrzehntelang lag er als Fotograf auf der Lauer nach ansprechenden Motiven, er schoss hunderte von Bildern, mit denen er seine Diavorträge ausstattete. Einfühlsam, meditativ wie auch humoristisch unterhielt er seine Zuhörer. Selbst in der Rekreation mit seinen Mitbrüdern war er nie zu überhören. Da Bruder Werner es liebte, mit Menschen in Kontakt zu sein, bildete sich um ihn ein großer Bekanntenkreis. Daraus entwickelten sich auch Freundschaften, die sein Leben und das der anderen sehr bereicherten. Mehrfach begleitete er den Krankenpilgerzug der Malteser nach Lourdes, wo die Gottesmutter sich als die unbefleckt Empfangene zeigte. Jerusalem und Rom waren weitere Reiseziele. In seinen Ferien wurde er sogar einmal von seinen Gastgebern nach Griechenland „entführt“, für ihn eine großartige Überraschung, für seinen Erzabt weniger. Frankreich hatte es ihm vor allem angetan, das er dank einer solchen Freundschaft wiederholt intensiv bereiste.
Wegen einer Schlafapnoe musste Bruder Werner viele Jahre mit einer Beatmungsmaschine die Nächte zubringen. In den letzten Monaten nahm seine Müdigkeit zu, die Leistung von Herz und Lunge ließ nach, und Wasser sammelte sich im Gewebe. Während des letzten Klinikaufenthaltes beschlossen die Ärzte eine Chemotherapie, zu der es nicht mehr kommen sollte. Im Blick auf sein nahendes Ende ließ er alle seine „Reichtümer“ bewusst los: sein Gärtchen, seine Sammlungen, seine Dias, sein Haus. Alle Kräfte nahm er zusammen, um seinen Besuchern in der Klinik eine frohe Unterhaltung zu schenken. Bruder Werner war zu tiefst dankbar für sein erfülltes Leben als Mönch in Beuron.
Nun bitten wir Gott um die Erfüllung seines Wunsches am Beginn seines klösterlichen Lebens, alle Tage im Haus des Herrn zu sein.
ERZABT TUTILO UND DIE MÖNCHE VON BEURON