Die Fridinger Stadtansicht von Eberhard Emminger
Der Biberacher Eberhard Emminger (1808-1885) war einer der bedeutendsten Lithographen seiner Zeit. Mit kleinformatigen Radierungen von württembergischen Ortsansichten ist er frühzeitig bekannt geworden.
Die noch junge Erfindung der Lithographie (Steindruck) bot ihm die Möglichkeit zum Druck auch großformatiger Blätter. Ortsansichten, sogenannte Veduten, waren in bürgerlichen Haushalten geschätzt als Wandschmuck, mitunter auch als Sammelobjekte oder Reiseandenken.
Die um 1855 entstandene Fridinger Ansicht fällt in Emmingers „klassische“ Phase. Nachweislich hat er in den Jahren 1844 und 1857, vermutlich auch 1854 das Donautal durchwandert. Mit einiger Mühe lässt sich der vermutliche Standort, von dem Emminger damals seine Fridinger Ortsansicht angefertigt hat, auf halber Höhe zum Wohngebiet Dickenloch, auf dem Waldweg, der zwischen „Hohenbergweg“ und „Am Täle“ verläuft, ausfindig machen. Was auf Emmingers Bild im Vordergrund als unbewaldete und nur mit kleinen Bäumchen und Strauchwerk bewachsene Schafweide erscheint, ist heute dichter Wald; den ungehinderten Panoramablick, der sich von der Höhe auf Fridingen hinab und über das „Härle“ bis zur Ruine Kallenberg für Emminger noch darbot, findet man heute kaum.
Immerhin lässt sich erkennen, dass Emminger äußerst detailgenau gezeichnet hat. Die von Pappelreihen umsäumte Annakapelle liegt noch draußen vor der Stadt, der Donauverlauf unterscheidet sich sichtlich vom heutigen Flussbett, die Häuser von Altstadt und Vorstadt sind bis auf die Fensterachsen genau detailscharf wiedergegeben.
Künstlerische Freiheiten erlaubt sich Emminger allerdings – und darin besteht geradezu sein Markenzeichen – in der Behandlung der Landschaftskulisse. Dezent und fast unmerklich werden hier Talhänge und Berge höher und steiler gezeichnet, als sie tatsächlich sind. Der Blick des Betrachters scheint sich in Emmingers Bildern dadurch immer in weiten Fernen zu verlieren. Besonders deutlich wird dies im direkten Vergleich mit der wirklichen Szenerie: Wenn man sich, so wie der Betrachter auf Emmingers Bild, in etwa auf gleicher Höhe wie die stadtseitige Talkante des „Härle“ befindet und sogar leicht von oben gerade noch über die Härlewiesen blicken kann, dann taucht der Turm der Burg Kallenberg zwangsläufig unter die Horizontlinie der dahinterliegenden Wälder und ragt keinesfalls, wie auf Emmingers Bild, über diese hinaus.
Nach: Dr. Armin Heim, „Die Fridinger Stadtansicht von Eberhard Emminger“, in „Gesammelte Aufsätze zur Fridinger Geschichte“, Band 26, Seite 76.