Alte und neue Fridinger Hausinschriften - Religiöses
Religiöses
An dem wuchtigen Fachwerkhaus Mittlere Gasse Nr. 8 mit seinem imponierenden völlig freigelegten Fachwerk sind die Monogramme für Jesus und Maria über dem Scheunentor angebracht. Sie wurden schon bei der Renovation im Jahr 1972 unter mehreren Farbschichten wieder entdeckt und sind seit der Renovation 1998 wieder angebracht.
Ein religiöser Spruch ist am Unteren Tor Nr. 2 im Eckbalken erhalten. Er lautet:
Dieser Spruch zeigt auch sehr deutlich, dass die Angst vor Brandschäden bei den Menschen früher bedeutend größer war als es heute der Fall ist. Man konnte sich zur damaligen Zeit gegen einen Brand, wohl die schlimmste der drohenden Gefahren, nur mit einfachsten und völlig unzureichenden Mitteln wehren. Deshalb ist zu den Namen der Erbauer und zur Jahreszahl des Hausbaues auch gleichzeitig eine Bitt- oder Beschwörformel gegen eine Feuersbrunst eingefügt.
Sehr auffallend ist an dieser Beschwörformel allerdings, dass nicht ein Heiliger, zum Beispiel der dafür bekannte hl. Florian, als Schutzpatron gegen Feuerschäden für das Haus angerufen wird, sondern dass das Gebäude direkt unter den Schutz Gottes gestellt wird.
Ebenfalls religiösen Ursprunges ist der Spruch “WO DER HERR DAS HAVS NIT BAVT, BAVEN DIE BAVLEVTE VMSONST” am Haus Schloßgasse Nr. 26 (Walter Bögelein). Er ist an Psalm 127 angelehnt, wo es heißt: “Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst der daran baut. Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, wacht der Wächter umsonst”.
Am direkt angebauten Nachbarhaus Schlossgasse Nr. 24 (Christoph Schnell) steht ergänzend dazu: “SO AB(er) BAVEN VERGEBLICH DIE DRAN BAVEN”.
Zu diesen beiden rätselhaften Inschriften gibt es in Fridingen die alte örtliche Überlieferung, dass zwei Brüder diese beiden Häuser gemeinsam gebaut haben, sich aber während der Bauzeit so heftig zerstritten haben sollen, dass beide dadurch ihr ganzes Hab und Gut verloren und schliesslich völlig verarmt als Bettler in die Fremde ziehen mussten.
In unserer Nachbarstadt Mühlheim an dem schön restaurierten Fachwerkgebäude Hauptstrasse 37, erbaut im Jahr 1748, findet sich allerdings der gleiche Spruch, den man auch sonst öfter antrifft. In Mühlheim existiert dazu keine erklärende Erzählung. (Es ist durchaus möglich, dass sich an manchen Orten bei dieser verbreiteten Inschrift eine Wandersage ansiedelte.)
Am mittleren Tragpfosten, der beiden Häusern gemeinsam ist, steht die bisher unentschlüsselte Buchstabenkombination:
MA St B
B Z M
und darunter, ebenfalls eingeschnitzt, die Jahreszahl 1746. Der genaue Sinn dieser geheimnisvollen Abkürzungen ist immer noch unklar. Es kann sich bei dieser Buchstabenkombination einerseits um die Initialen der Erbauer, oder aber, was eher wahrscheinlich ist, um eine abgekürzte Beschwörformel handeln. Die Buchstaben MA am Anfang deuten meiner Meinung nach ziemlich sicher auf Maria hin (Es könnte dann heißen: Maria Sancta Benedicta ?).