Alte und neue Fridinger Hausinschriften - Wandbilder
Wandbilder
Am prächtigsten mit Bildern geziert ist natürlich das “Scharfeck” (Am oberen Tor 3), das auf drei Seiten heute noch fast vollkommen das schöne alte Eichenfachwerk aus dem 16. Jahrhundert aufweist. Seit 1888 wird das Haus von der Malerfamilie Bucher bewohnt. Meinrad Bucher (1862-1903) hat das Gebäude durch Sinnsprüche und Fresken verschönt.
An der Nordfront zwischen den Fenstern des ersten Stockwerkes malte Meinrad Bucher im Jahr 1901 drei stilisierte Blumen auf, eine sehr schöne Dekorationsmalerei im Jugendstil, die aber später wieder übermalt wurden. Xaver Bucher malte an ihre Stelle als Mittelbild einen Landmann. Hans Bucher hat ihn vor dem 1100-Jahr-Jubiläum Fridingens im Jahr 1963 durch einen farbenprächtigen mittelalterlichen Soldaten ersetzt, der eine Fahne in den österreichischen Farben trägt. Auch er wurde zwischenzeitlich wieder abgenommen (befindet sich im Heimatmuseum) und seither zeigt die ursprüngliche Blume wieder ihre volle Pracht (Signatur: Meinrad Bucher 1901).
Auf beiden Seiten der Blume sind ebenfalls von Xaver Bucher zwei heimische Sagenmotive zu finden. Links die Sage vom Knopfmacherfelsen, sehr drastisch sind hier das Hardtfräulein und der in die Tiefe stürzende Knopfmacher dargestellt. Rechts die Sage vom weißen Fräulein vom Kallenberg, das vom Müllerknappen der nahegelegenen Bronner Mühle besucht wird.
An der Südfront malte Meinrad Bucher vier Personendarstellungen. Sie wurden von Xaver Bucher bei der Renovation 1952 übermalt. An deren Stelle finden sich heute zwischen den Fenstern im Obergeschoß vier Darstellungen: Ein stolzer Edelmann mit umgehängtem Schwert, ein Bauer, der mit Hacke und Krug zur Arbeit aufs Feld geht, ein sehr entschlossen blickender Landsknecht mit Trommel und eine Magd, die auf einem Tablett einen kühlen Trunk serviert.
Bis zu dieser Renovation war das Fachwerk an den beiden Frontseiten nur aufgemalt. Gemeinsam mit dem Giebelfachwerk wurden 1952 auch die Fachwerkteile der Frontseiten freigelegt
Im Gebäude Am unteren Tor 2 wurde früher von Franz Hipp (“Steinhauer-Franz”, 1909-1981) eine Steinmetzwerkstatt betrieben. Deshalb hat Xaver Bucher im Jahr 1954 an der westlichen Hausfront ein Wandbild angebracht, das zwei mittelalterliche Steinmetze bei der Arbeit zeigt.
Dabei steht der Text: “Das Holz verfault, doch Stein bleibt Stein”. Diesen scheinbar harmlosen Spruch nahmen ihm aber manche Fridinger bald sehr übel. Bissig wurde diese Tatsache im Fridinger Narrenblatt des Jahres 1955 glossiert, dort heißt es:
"Gerichtstagung
Gegen den ledigen Konrektor und Klexer Bafer Xucher fand gestern eine mehrstündige Gerichtsverhandlung statt. Er war angeklagt, durch seinen volksaufwühlenden Spruch am unteren Tor: “Das Holz verfault, doch Stein bleibt Stein” die Stadtgemeinde Fridingen als größte Waldbesitzerin des Bundesgebietes schwer geschädigt zu haben.
Seit Anbringung dieses verderblichen Satzes fallen die Holzpreise mit fahrplanmäßiger Sicherheit. Verschiedene Zeitgenossen ließen sich bereits Möbel und Betten aus Tuffstein und Granit machen. Eine große Anzahl Zeugen waren erschienen (Zeugengeld!!). Besonders Bürgermeister Herwanger setzte sich in seiner Person als Stadtvater für die Belange seiner Heimat mit ihren schwankenden Wipfeln und Holzpreisen ganz kannibalös ein. Ihm sei es auch zu verdanken, daß ein Streik der Waldarbeiter und des Totengräbers durch diesen volksschädlichen Satz verhütet wurde.
Der Angeklagte, der völlig zusammengebrochen war, nahm das Urteil dennoch gefaßt hin. Es wurden ihm mildernde Umstände, seines Gebisses wegen, zuerkannt. Das Urteil lautete auf drei Wochen Gefängnis mit Bewährungsfrist. Zudem muß der sündhafte Spruch entfernt und durch einen passenden ersetzt werden.
Der Angeklagte nahm den ehrenwerten Auftrag an und erbot sich gleich zur Anbringung folgenden Spruches:
“Das Holz verfault nicht, es fault auch nicht der Stein, der Stein schlägt euch Holzköpfen einmal die Schädel ein!!”
In Erinnerung an die vergangene Tradition des Nachtwächters, der früher auf dem Platz vor dem Haus Am unteren Tor 1 seine Stundenrufe sang, hat Xaver Bucher 1953 am Nordgiebel des Gebäudes die Darstellung eines Nachtwächters mit Horn, Lampe, Hellebarde und dem Fridinger Stadtwappen angebracht. Darunter steht der Text: “Menschenwachen kann nichts nützen, Gott muß wachen, Gott muß schützen”.
Ausserhalb der Stadtmauer befindet sich am Gebäude Donaustrasse 12 (Max Riedinger) ein Gemälde. Da früher in diesem Haus eine Schmiedewerkstätte (Andreas und Martin Wannenmacher) untergebracht war, malte Xaver Bucher 1954 zwei Hufschmiede beim Beschlagen eines Pferdes über den Eingang zur Schmiede. Das Bild wurde später übermalt. Im Jahr 2000 wurde es bei einer Renovation wieder freigelegt und von Xaver Buchers Neffe Hans Bucher renoviert.