Alte und neue Fridinger Hausinschriften - Abgegangene Hausinschriften und Gemälde
Abgegangene Hausinschriften und Gemälde
In Fridingen hat der damalige Stadtpfarrer Fidel Preis im Dezember des Jahres 1837 glücklicherweise zwei zu dieser Zeit noch vorhandene Hausinschriften in der Pfarrchronik aufgezeichnet. An welchen Gebäuden sie sich einst befanden, geht aus diesen Aufzeichnungen leider nicht mehr hervor. Zum Einen handelt es sich um den recht pessimistisch klingenden Hausspruch:
Fiat Justitia et pereat mundus.
Die Höflichkeit ist aus der Welt gereiset.
Die Aufrichtigkeit ist schlafen gegangen.
Die Frömmigkeit hat sich verstecket.
Die Gerechtigkeit kann den Weg nicht finden.
Der Helfer ist nicht zu Hause.
Die Liebe lieget krank.
Die Wahrheit ist schon lang vergraben.
Der Kredit ist närrisch geworden.
Das Gewissen hanget an der Wand.
Patientia vincit omnia.
Geduld überwindet saures Kraut.
Der erste lateinische Satz dieses verschwundenen Fridinger Hausspruches lautet auf deutsch: “Das Recht muß seinen Gang haben und sollte die Welt darüber zugrunde gehen”. Nach den “Loci Communes” des Johannes Manlius aus dem Jahr 1563 war dieser Spruch der Wappenspruch des Kaisers Friedrich I., der von 1556 bis 1564 regierte.
Auch unsere Vorfahren konnten sich schon im 19. Jahrhundert mächtig über die Regierung und die zu hohen Steuern ärgern, wie es der zweite Fridinger Hausspruch ganz eindeutig zeigt. Pfarrer Fidel Preis hat ihn ebenfalls im Dezember 1837 aufgezeichnet (Leicht abgewandelt findet sich dieser Spruch auch in Wilflingen mit der Jahreszahl 1820. Er war im 19. Jahrhundert als Druck auch in vielen württembergischen Bauernstuben zu sehen.):
Der Kaiser verlangt seinen Tribut.
Der Edelmann gibt nichts von seinem Gut.
Der Pfaff sagt, ich bin frei.
Der Jud treibt nichts als Schelmerei.
Der Soldat sagt, ich kann nichts geben.
Der Bettler sagt, ich hab nichts zu leben.
Was sagt der arme Bauer?
Ich laß den lieben Gott schalten und walten.
Ich muß doch alle sechs verhalten.