Rückblick: Eröffnung des neukonzipierten Heimatmuseums und der Sonderausstellung „Uffam Bääkli“
- Details
- Kategorie: Vereinsnachrichten
Mit sichtlicher Freude begrüßte Bürgermeister Stefan Waizenegger in der übervoll besetzten Hohenberg-Stube im Schloss die rund 75 Gäste, die der Einladung zur Neueröffnung des „Museum Oberes Donautal – Heimatmuseum Fridingen“ und der Vernissage der Ausstellung „Uffem Bääkli“ gefolgt sind.
In seiner Rede erwähnte Bürgermeister Waizenegger unter anderem: Mit Eröffnung der diesjährigen Museumssaison wird nach insgesamt drei Jahren umfassender äußerer sowie innerer Sanierungsarbeiten und einer vollständigen inhaltlichen Neukonzeptionierung der Dauerausstellungsräumlichkeiten dieses traditionsreiche und kulturelle Gebäude unserer Stadt der Öffentlichkeit endlich wieder vollumfänglich zur Verfügung stehen.
Das „Ifflinger Schloss“ steht, wie keine andere städtische Einrichtung für die hautnah erlebte Begegnung mit der reichhaltigen Vergangenheit und Geschichte Fridingens. Mit unserem Heimatmuseum verfügen wir über ein bauliches Schmuckstück, ein museales Vorzeigeobjekt mitten im Herzen unserer historischen Stadt, welches sich mit seiner nunmehr zeitgemäßen und modernen Neuausrichtung von vielen Museen im Umkreis abhebt und eine enorme Bereicherung für das örtliche Gemeinwesen darstellt.
Nachdem wir 2013 nach Abschluss der kompletten Sanierungsmaßnahme an der Außenfassade, sowie der überwiegenden Sanierungsarbeiten im Gebäudeinneren das Heimatmuseum zumindest wiedereröffnen konnten, ist mit dem heutigen Tage auch die räumliche sowie die konzeptionelle Neuausrichtung dieses Museums abgeschlossen.
Bei der Aufarbeitung und der Pflege der städtischen Geschichte ist der Heimatkreis eine unerlässliche und unverzichtbare Stütze. Wie kein anderer örtlicher Verein steht er für die hautnah erlebte Begegnung mit der reichhaltigen Ver-gangenheit unserer Stadt. Mit seinem Engagement und seinem Einsatz bereichert er im Jahresablauf das kulturelle und geschichtliche Leben unserer Stadt ganz wesentlich. Mit dem Thema „Uffam Bääkli“ hat sich der Heimatkreis auch in diesem Jahr wiederum eine interessante und spannende Sonderausstellung einfallen lassen.
Gleichfalls möchte ich nochmals in Erinnerung rufen, dass sich der Verein in vorbildlicher Weise mit einer überaus großzügigen Spende, in einer Höhe von 10.000 Euro an der konzeptionellen Neusaurichtung und Moder-nisierung unseres Museums beteiligt hat. Deshalb möchte ich am heutigen Abend nochmals allen Mitgliedern des Heimatkreises, seinem Vorsitzenden Wolfgang Wirth sowie allen, die ihn bei dieser wichtigen Arbeit für unsere Stadt unterstützen ein herzliches Dankeschön aussprechen. Auf eine weitere gute und gedeihliche Zusammenarbeit!
Unser renoviertes Heimatmuseum, seine thematische Überarbeitung und in-haltliche Neuausrichtung sind auch ein Bekenntnis dafür, dass wir uns als Kommune nicht allein nur der guten Weiterentwicklung in die Zukunft verpflichtet fühlen, sondern auch der Bedeutung unserer Stadtgeschichte Rechnung zu tragen wissen.
Nunmehr hoffe ich, dass unser Heimatmuseum Oberes Donautal auch in der Zukunft dieser Stadt und seiner Einwohnerschaft Impulse sowie Identität geben wird, die dazu beitragen, das gesellschaftliche Leben und die Verbundenheit der Bürgerinnen und Bürger untereinander zu fördern und weiter zu vertiefen.
Museumsleiter Dr. Armin Heim stellte sehr zufrieden fest, dass nach Jahren der Renovierung und Neuplanung nun ein ganz wichtiges Etappenziel endlich erreicht sei: Das Fridinger Museum bewegt sich wieder auf der Höhe der Zeit. Ich hoffe, so wünschte er, dass das neu gestaltete Museum von der Fridinger Bevölkerung gut angenommen wird. Die neuen Öffnungszeiten (ganzjährig nur sonn- und feiertags) sollen einen Beitrag dazu leisten, indem nun mehrere Sonderausstellungen im Jahr möglich sein werden.
Für spannende und anregende musikalische Umrahmung und eine ganz besondere Atmosphäre sorgte das Duo gura.life mit Katarina Meltschoch (Harfe) und Norbert Reinl (Rahmentrommel).
Das Heimatmuseum, so betonte Heimatkreisvorsitzender Wolfgang Wirth, präsentiert sich im neuen Gewand, dafür wurde viel Geld investiert, Mit einem großen Kompliment an Dr. Bumiller darf man sagen, es hat sich gelohnt. Auch der Heimatkreis hat 10.000 Euro beigesteuert, weil das Heimatmuseum uns das wert ist!!!
Museen müssen dokumentieren, bewahren und zeigen! Normalerweise sind deshalb hier eher spektakulärere Exponate zu sehen. Jetzt steht dieses Jahr das unscheinbare Bänkli aus Holz im Mittelpunkt! Man sieht sie heute im Ort eher selten, früher, noch vor 25 bis 30 Jahren, war das anders. Da stand im Städtli nahezu vor jedem Haus ein „Bääkli“, eine Bank. Man traf sich dort fast allabendlich nach getaner Arbeit, die Männer brachten ihr Bierfläschle mit, die Frauen oft d`Schtrickata. Man saß zusammen, genoss den Feierabend und vrkartete (diskutierte) alles, was im Ort passiert war. „A Bääkli“ ist aber nicht nur Heimattümelei, Nostalgie oder Folklore, es ist vielmehr Kulturgeschichte, Sozialgeschichte und Kommunikationsgeschichte – und ein wichtiger Teil der „Heimat“.
Gezeigt werden in der Ausstellung auf zwei Stockwerken 49 Bilder und am Monitor 45 Bilder und einige interessante Filmsequenzen. Da kamen ganz unterschiedliche Fotos ans Tageslicht. Schnappschüsse und gestellte Bilder, Familienfotos oder die Nachbarn unter sich, das ganz typische Rentner-Bääkli oder Kinder mit einem Gselzbrot, Erinnerungsbilder an einen Besuch oder ein Fest, eine Clique oder ein Verein, manchmal auch ein Portrait und oft die Nahna mit erana Enkeli.
Alle Bilder haben, sowohl was die Orte der Bääkli angeht wie auch die Personen, hohen Erinnerungswert. Wolfgang Wirth, der die Bääkli-Bilder in den letzten Jahren gesammelt hat, freute sich über das Zustandekommen der Ausstellung und betonte, er sei für Ergänzungen, Korrekturen, Hinweise und natürlich weitere Bääkli-Fotos immer dankbar.
Dr. Casimir Bumiller, verantwortlich für die Neukonzeption, sagte unter anderem: So wie jeder Mensch über ein Wachstum, eine Entwicklung, über eine Biographie verfügt, so hat auch jeder Ort, jedes Dorf, jedes städtische Gemeinwesen ein kollektives Wachstum, eine jahrhundertelange Entwicklung und das heißt: eine Geschichte.
Wenn wir heute Abend also das Museum Oberes Donautal in Fridingen in seiner Neugestaltung der Öffentlichkeit übergeben, so erwartet uns keine Einführung in die Fridinger Geschichte, sondern wir erhalten anhand zufällig auf uns gekommener Sachgegenstände – nach dem Guckkastenprinzip – mehr oder weniger tiefe Einblicke in bestimmte Zeithorizonte der Fridinger Geschichte.
So erhalten wir etwa von der Urnenfelderkultur um 1300 vor unserer Zeitrechnung oder von der keltischen Hallstattzeit um 500 vor Christus aufgrund der wenigen und bescheidenen Fundgegenstände nur sehr oberflächliche Einblicke. Diese reichen gerade soweit, dass wir wissen, Menschen dieser Kulturen waren auch auf der Fridinger Gemarkung zu Hause.
Anders verhält es sich mit der Jungsteinzeit etwa 8000 bis 5000 vor unserer Zeitrechnung. Durch die Grabungen in der Jägerhaushöhle 1964 bis 1967 haben wir einen ganz ausgezeichneten Einblick in die Entwicklung der Kulturstufen dieser Jäger und Sammler erhalten. Die intensiv erforschte Jägerhaushöhle war für die Wissenschaftsgeschichte ein Glücksfall, da der Archäologe Wolfgang Taute seiner-zeit wegen der besonders gut ermittelten Zeitstufen hier ein feingliedriges Kulturstufenmodell entwickeln konnte, das er mit der Epochenbezeichnung Beuronien A, B und C in die Vorgeschichtsforschung eingeführt hat.
Ein sehr weites Feld eröffnet sich hingegen in der Alamannenzeit, der Epoche unserer unmittelbaren Vorfahren um 500 bis 750 unserer Zeitrechnung. Von den hier gezeigten Fundgegenständen ausgehend lässt sich ein ganzes Zeitalter aufschließen. Die ältesten Fridinger waren überaus reiche Personen, manche von ihnen müssen wir vielleicht als Adlige ansprechen. Das Fridinger Gräberfeld ist einer der bedeutendsten alamannischen Fundorte Baden-Württembergs.
Ebenfalls dem Landesmuseum verdanken wir interessante Leihgaben aus dem Bereich der mittelalterlichen Burgen an der oberen Donau. Diese wertvollen Expo-nate erlauben es uns, eine neue Abteilung des Museums über die „Burgen an der oberen Donau“ zu eröffnen. Diese Abteilung hat neben der Donautalgalerie einen großen Anteil daran, dass das Fridinger Museum über ein bloßes Heimatmuseum hinaus reicht und den Namen „Museum Oberes Donautal“ zurecht führt.
Einen ganz anderen Objektcharakter besitzt dagegen in der stadtgeschichtlichen Abteilung die Zunfttruhe von ca. 1715, also ein vergleichsweise junges Exponat. Dieses besitzt in dieser Abteilung insofern den Charakter eines Leitobjekts, weil es uns beeindruckend den sozialen Charakter der Ackerbürgerstadt Fridingen in österreichischer Zeit vor Augen führt. Das repräsentative Aushängeschild der Bürgerschaft war das breite Handwerkerspektrum, aus dem sich das Selbstwertgefühl des Bürgertums bis weit ins 19. Jahrhundert hinein speiste.
Dass Fridingen als eine der wenigen städtischen Kommunen in Oberhohenberg dennoch eine bloß eingeschränkte kommunale Autonomie besaß, lässt sich in der Täfelstube demonstrieren. Dieses Interieur der späten Renaissance, das ursprünglich in der Stube der alten „Krone“ eingebaut war, stammt aus einer Zeit, als Fridingen Sitz des Obervogteiamtes in Oberhohenberg war.
Wenn wir über diesem Objekt schließlich bei der Herrschaftszugehörigkeit der Stadt Fridingen angekommen sind, so sind wir zum Schluss gewissermaßen beim „Hauptobjekt“ des Fridinger Museums angelangt, beim Ifflinger Schloss selbst, das als ältestes erhaltenes Bauwerk der Stadt völlig zurecht als äußeres Gehäuse und Hülle für das Museum Oberes Donautal fungiert. In ihm ist die hohenbergische und später vorderösterreichische Geschichte der Stadt an der oberen Donau seit der Stadtgründung manifestiert und somit bestens aufgehoben.
Aus dieser Fridinger Geschichte haben wir ein zentrales Element unserer Museumsgestaltung abgeleitet: die Farbgebung. Das Erscheinungsbild unserer Museumsgestaltung lebt von den Farben rot und weiß, das sind die vom hohenbergischen Schild abgeleiteten Stadtfarben von Fridingen. Das Rot mag gewagt erscheinen, aber es hat neben den dezenten weißen und grauen Grundtönen, die sonst die Museumsräume prägen, eine Signalwirkung, die wir bewusst als didaktisches Stilmittel einsetzen.
Die zahlreichen Gäste hatten nach den interessanten Vorträgen ausgiebig Gelegenheit, die Museumsräume und die Sonderausstellung zu besichtigen und nutzten auch das Bewirtungsangebot des Heimatkreises im Foyer, wo viele anregende Begegnungen und Gespräche stattfanden.