Rückblick: Kulturwochenende am 2. und 3. Mai 2015
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- Kategorie: Vereinsnachrichten
Um das neukonzipierte Heimatmuseum gebührend zu eröffnen, hatte der Heimatkreis nicht nur, wie in den letzten Jahren eine lange Museumsnacht, sondern ein ganzes Museums- und Kulturwochenende initiiert und geplant, das viele spannende Einblicke bot und von der Bevölkerung sehr gut angenommen und genutzt wurde.
Unter dem großen Jahresmotto des Heimatkreises „Vergangen – Vergessen?“ standen verschiedene Aktionen unterschiedlicher Partner an verschiedenen Orten. In der Pfarrkirche wurde das Museumswochenende mit einem Gottesdienst eröffnet. Pfarrer Gerwin Klose erläuterte in seiner Predigt interessante Aspekte des Themas aus kirchlicher Sicht.
Er sagte unter anderem: Vergangen gleich vergessen? – so lautet das Motto dieses Kulturwochenendes der Stadt Fridingen. Als Pfarrer habe ich tagtäglich mit dieser Thematik zu tun. Steht doch hinter mir und ich in ihr ein Gebilde das sich Kirche nennt und das nun immerhin schon gute 2000 Jahre Bestand hat. Was ist nicht in diesen 2000 Jahren alles geschehen? Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, ein Werden und Entstehen, ständig begleitet vom Verschwinden und Vergehen. Vergangen gleich vergessen? Oder andersherum gefragt: Ist erst das wirklich vergangen, was vergessen ist? Kann nur die Erinnerung etwas in gewisser Weise lebendig halten? Gilt das auch für ein Menschenleben mit all seinen Höhen und Tiefen? Ich interessiere mich sehr für Geschichte. Meine Beschäftigung mit der Geschichte hat mich eines gelehrt: nichts hat dauerhaften Bestand, nichts bleibt ewig. Alles vergeht. Alles verändert sich pausenlos. So schmerzlich es ist, uns das vor Augen zu führen, so wahr ist es: diese Kirche wird eines Tages nicht mehr stehen. Diese Ortschaft Fridingen wird es eines Tages nicht mehr geben. Alles um uns herum und wir selbst gehören eines Tages dem Vergangenen an und werden vergessen werden. Unsere Frage „Vergangen gleich vergessen?“ müsste man folgerichtig mit Ja beantworten. Das ist irgendwie schon sehr deprimierend! Und es liegt eine große Gefahr in dieser Sichtweise der Welt: dann hat nämlich nichts einen Sinn, eine Bedeutung, ein Ziel! Dann ist auch unser Leben und Dasein ohne Bedeutung! Dann zieht nichts eine wirkliche Konsequenz nach sich. Dann müssen wir letztendlich auch nicht nach Verantwortung für unser Leben fragen. Wir könnten verantwortungslos leben, denn es hat keine Bedeutung. Dann aber schaffen wir Moral und Ethik ab, schaffen den Himmel und die Hölle ab, dann leugnen wir Gott!
Vergangen gleich vergessen? Eine positive Antwort auf diese Frage bekommen wir nur, wenn wir auf Gott schauen und unsere Welt und unser Leben auf ihn hin ausrichten! Er ist Herr über die Geschichte und die Zeit. Nur er vermag wirklich nicht zu vergessen. Durch den Mund des Propheten Jesaja sagt er uns: Wenn dich auch Vater und Mutter vergessen, ich vergesse dich nicht! Er sichert uns zu: unsere Namen sind eingetragen im Buch des Lebens! Bei Gott fallen wir nicht der Vergessenheit anheim, sondern Gott will uns Zukunft schenken! Das bedeutet aber auch, dass wir aufgerufen sind, Verantwortung für unser Leben und unser Dasein zu übernehmen. Es lohnt sich, sich in diese Welt einzubringen, weil Gott diese Welt erschaffen hat, um genau dies zu tun: das ewige, vollendete Leben bei ihm einzuüben.
Alles, was wir im Gottesdienst bedenken und feiern, hat sich vor langer Zeit ereignet. Vor allem Christi Tod und seine Auferstehung waren ein einmaliges geschichtliches Ereignis. Wenn wir Weihnachten feiern ereignet sich Geburt, wenn wir Ostern feiern geschieht Auferstehung, wenn wir den Leib und das Blut Christi empfangen, dann geschieht Heil und Erlösung, denn Gott ist da, ist gegenwärtig! Im Gottesdienst wird es uns klar vor Augen gestellt: Vergangen ist nicht gleich vergessen, vielmehr kann Vergangenes zur Gegenwart werden, die zur Vollendung geführt werden soll, denn Gott ist alles in allem und will uns in seine Zukunft führen. Amen
Die stimmungsvolle Kirchenführung mit Orgelmusik lockte viele an. Es war ein besonderes Erlebnis, die Kirche bei Nacht so belebt zu sehen. Nur einzelne Blickpunkte waren erhellt und wurden von Pfarrer Klose erklärt, was sehr gut angenommen wurde. Sakrale Gegenstände so einmal „in einem anderen Licht“ zu sehen, faszinierte die zahlreichen Besucher.
Über 500 Gäste nutzten erfreulicherweise die Gelegenheit, das neukonzipierte Heimatmuseum ausgiebig zu besichtigen und zollten der aufwändigen Aktion viel Lob. Das Heimatmuseum habe, so die einhellige Reaktion durch die Sanierung und Neueinrichtung sehr viel gewonnen. Es sei jetzt zeitgemäß und informativ gestaltet und lade zum erneuten Besuch ein.
Viel zu entdecken gab es in der Ausstellung „Uffem Bääkli“, die Wolfgang Wirth zusammengetragen hatte. Bääkli-Bilder aus der Zeit zwischen 1919 und 2014 luden zum Staunen ein. Viele vergessene Winkel und alte Bekannte konnten hier zur großen Überraschung der Ausstellungsbesucher, wieder entdeckt werden. Es gab vor den Bildern viel zu diskutieren: „Ho deschd doch da Ding, we lang isch dear scho gschtorba“, „Wenn hätt ma au des Haus abbrocha?“. Schöne Erinnerungen und alte Geschichten an die Zeit, als man abends noch zusammensass, wurden ausgetauscht. Auch das neue, von Zimmermeister Werner Schnell gestiftete „Museumsbääkli“ wurde gleich intensiv genutzt. Pssend dazu gab es Zithermusik von Fritz Sattler, der bei den alten Liedern von etlichen Sängerinnen und Sängern unterstützt wurde.
Auch der Sonntagnachmittag wurde, dank der „Unterstützung“ durch den Wettergott, nochmals kräftig genutzt, um zwischen den einzelnen Stationen zu flanieren und die einzelnen Angebote im Schloss, im Zunfthaus, der Annakapelle und dem Künstlerhaus Scharfeck intensiv anzuschauen
Narrenvater Martin Schnell erntete im Zunfthaus viel Zuspruch für seine Vorführung von alten Fasnetfilmen. Der älteste aus dem Jahr 1963 stiess auf viel Begeisterung, ebenso aber auch die neueren und die alten Fasnetbilder, die eifrig diskutiert und zugeordnet wurden.
Gut 130 Interessierte ließen sich die Annakapelle und die renovierte Einsiedelei von Bernhard Hipp und Wolfgang Wirth erklären und waren sich einig, dass die hier investierten 250.000 Euro sehr gut angelegt seien. Mit der Fridinger Einsiedelei wurde ein in Baden-Württemberg einmaliges Gebäudeensemble vor dem weiteren Zerfall gerettet.
Viele blieben im Schloss „hängen“, wo Fritz Sattler unermüdlich mit seiner Zither aufspielte und zum Mitsingen einlud, was gern und ausgiebig in Anspruch genommen wurde. Alles in allem ein schöner Erfolg, dafür an dieser Stelle ein herzlicher Dank an alle Beteiligten!