10.000 Schritte gegen Gewalt und Vergessen
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- Kategorie: Vereinsnachrichten
Station 3: Ziegelhütte (Nr. 46)
Von dem eigentlichen Plan Hitlers zur „Endlösung der Judenfrage“ gibt es nur wenig schriftliche Dokumente – das alles lief ja unter größter Geheimhaltung. Aber aus existierenden Akten der Wannsee Konferenz ist bekannt, dass 11 Millionen Menschen zur „Vernichtung“ vorgesehen waren. Dank historischen Forschungen wissen wir heute ziemlich sicher, dass von 1933 bis 1945 mindestens 5,25 Millionen und höchstens knapp über 6 Millionen Juden in Arbeits- und Vernichtungslager sowie bei Massenexekutionen ums Leben kamen.
In Fridingen wurde Dank des mutigen Einsatzes der Familie Heni eine Jüdin versteckt und so gerettet. Auf Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes Kreis Tuttlingen wurde am 27. August 1988 bei der Ziegelhütte ein Denkmal für Maria und Ernst Heni der Öffentlichkeit übergeben. Sie hatten in den Jahren 1944/45 die damals 47-jährige jüdische Tuttlinger Mitbürgerin Sybilla Kramer auf Drängen von Franz Heni ("Wenzl-Franz") in der Ziegelhütte versteckt und so vor den Nazi-Herrschern gerettet.
Das Denkmal aus französischem Kalkstein hat allerdings eine sehr lange Vorgeschichte. Bereits im Jahr 1978 regte Robert Allmendinger, SPD-Stadtrat in Tuttlingen, ein solches Denkmal an, 1985 war es Klaus Haustein, Gewerkschaftler aus Nendingen, der diese Diskussion wieder in Gang brachte.
Der Fridinger Stadtrat stand der Angelegenheit ablehnend gegenüber, auch 1988, als der DGB, Kreis Tuttlingen, die Aufstellung eines solchen Denkmales wünschte. Der DGB einigte sich dann mit den Eigentümern der Ziegelhütte, und das von dem Tuttlinger Bildhauer Andreas Schönian gestaltete Denkmal wurde bei der alten "Heilandskapelle" aufgestellt. Es zeigt zwei stehende Frauen, im Vordergrund eine Jüdin, die beide Hände vor das Gesicht hält, davor am Boden der Judenstern. Hinter der Jüdin steht eine Frau, die schützend den rechten Arm um sie legt.
Die 14-zeilige Inschrift im Metall-Stern auf dem flach im Boden liegenden behauenen Stein vor dem Denkmal lautet:
“Zum / Gedenken / an / Maria und Ernst Heni / Sie haben die jüdische Tuttlinger Mitbürgerin / Sybille Kramer von 1944 - 1945 / in der Ziegelhütte vor / den Nazis versteckt und / ihr durch dieses mutige beispielhafte / Verhalten das Leben gerettet / Deutscher Gewerkschaftsbund / Kreis Tuttlingen / August / 1988.”
Station 4: Ölberg (Nr. 9)
Das Kreuz am Ölberg geht auf ein Gelübde des ehemaligen Schwanenwirtes Johann-Georg Spiegel (1858-1928) zurück, der versprach, ein Kreuz zu errichten, wenn sein Sohn Johannes-Nepomuk Spiegel (1886-1967) wieder gesund aus dem Ersten Weltkrieg heimkehren würde. Dieser Wunsch ging in Erfüllung und er errichtete im Spätjahr 1918 das Kreuz, dem Kammerer Bernhard Rueß den kirchlichen Segen erteilte.
Blick hinüber zum Grieß (Nr. 10)
Jakob Kretzdorn (1886-1959) stiftete im Jahr 1944 ein Kreuz und stellte es an seiner Wiese in der unteren Gasse am Grießweg auf. Seine Tochter Walburga war damals in England und kehrte am Festtag Kreuz-Erhöhung 1944 gesund zurück, aus Dankbarkeit dafür sei diese Stiftung erfolgt.
Station 5: I. Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg forderte fast zehn Millionen Todesopfer und etwa 20 Millionen Verwundete unter den Soldaten. Die Anzahl der zivilen Opfer wird auf weitere sieben Millionen geschätzt. Im Deutschen Reich leisteten im Kriegsverlauf 13,25 Millionen Mann Militärdienst, davon starben 2,0 Millionen. Das Russische Reich hatte etwa 12 Millionen Männer zum Kriegsdienst herangezogen, von denen 1,85 Millionen ums Leben kamen. Von den knapp 8,1 Millionen eingezogenen Franzosen überlebten 1,3 Millionen den Krieg nicht. Das Britische Weltreich hatte insgesamt etwa 7 Millionen Soldaten eingesetzt, von denen 850.000 nicht aus dem Krieg zurückkehrten. Österreich-Ungarn musste bei 7,8 Millionen Soldaten etwa 1,5 Millionen Todesopfer hinnehmen, auf italienischer Seite waren es bei 5 Millionen Soldaten fast 700.000. Die anteilsmäßig größten Verluste erlitten Rumänien, Montenegro und Serbien: Von 700.000 serbischen Soldaten starben etwa 130.000. Insgesamt verlor Serbien kriegsbedingt rund 540.000 Menschen, etwa 11 % und Montenegro sogar 16 % seiner Bevölkerung.